Kommunale Impact Analyse im Kreisausschuss vorgestellt

Sich mit den verschiedensten Gefahren- und Schadensereignissen zu beschäftigen, gehört zu den zentralen Aufgaben des Landratsamts als untere Katastrophenschutzbehörde. Hier werden sowohl mögliche Szenarien im Zusammenhang mit Störfallbetrieben in den Blick genommen als auch Auswirkungen von Natur- oder großen Unfallereignissen. Auch ein eventuell länger anhaltender Stromausfall gehört nicht erst seit der sich zuspitzenden Energiekrise zu den Vorfällen, auf die sich die Behörden im Landkreis vorbereiten.

Gutachten in Auftrag gegeben
Bereits Anfang dieses Jahres hat der Landkreis ein Gutachten in Auftrag gegeben, um ein genaues Bild zu bekommen, wie gut nicht nur das Landratsamt, sondern auch die Kommunen und die gesamte kritische Infrastruktur im Landkreis, wie z.B. die Gesundheits- und Wasserversorgung, auf einen länger anhaltenden Blackout vorbereitet sind. Unter dem Begriff „Blackout“ im Sinne des Gutachtens versteht man einen bis zu vier Tage andauernden Stromausfall, der mehrere Landkreise gleichzeitig betrifft, so dass eine Unterstützung durch benachbarte Kommunen nicht mehr möglich ist.

Diese Kommunale Impact Analyse (KIA) wurde den Mitgliedern des Kreisausschusses am 5.12. vorgestellt. Die auf Stromausfälle spezialisierten Gutachter haben ausgewählte Vertreter aus den Bereichen der Kommunen, der Feuerwehren und Hilfsorganisationen, der Versorger (Strom, Wasser, Abfall, Gesundheitssektor) sowie aus dem Bereich der kritischen Infrastruktur befragt. Aus den Angaben wurde auf Basis von Modellrechnungen abgeleitet, wie weit die betreffenden Organisationen auf einen viertägigen Blackout vorbereitet sind und welche Auswirkungen ein solcher möglicherweise hätte.

Das Fazit der Experten
In einer deutschlandweiten Betrachtung stand der Landkreis München schon vor den aktuell intensivierten Vorsorgemaßnahmen vergleichsweise gut da. Vor allem im Bereich Gesundheit und Versorgung haben die Verantwortlichen gute Bewertungen erhalten – also zum Beispiel bei der Strom- oder Wasserversorgung und auch im Gesundheitssektor. Auch das THW oder der ABC-Zug sind für einen länger anhaltenden Stromausfall gut gerüstet. Die in den Blick genommenen Kommunen waren zum Zeitpunkt der Untersuchung unterschiedlich gut auf einen länger als eintägigen Blackout vorbereitet. Hier hat sich jedoch seit der Datenerhebung in der ersten Hälfte dieses Jahres schon vieles verändert.

Was bedeutet ein Blackout eigentlich?
Ohne Notstromversorgung fallen als erstes Internet, Telefon und Heizung aus. Nach etwa zwei Stunden sind auch der Mobilfunk oder Brandmeldeanlagen betroffen. Wie gut die Behörden ihre wichtigsten Aufgaben in so einem Fall noch wahrnehmen können, kommt in hohem Maße auf die Möglichkeiten einer alternativen Stromversorgung an.

Die wichtigste Empfehlung der Gutachter
Sowohl im Landratsamt als auch in den Kommunen sollten die Strukturen für einen Krisenstab geschaffen werden, der im Falle eines Blackouts sofort die Arbeit aufnehmen kann. Dabei müssen insbesondere die Kommunikationswege festgelegt sein, denn im Fall des Falles ist möglicherweise weder eine Rundmail noch ein Anruf am Festnetz möglich. Auch sollten landkreisweit so genannte KatLeuchttürme geplant werden – also Anlaufstellen für die Bevölkerung, bei denen man sich sowohl informieren, einen Notruf absetzen oder im Notfall auch kurzzeitig aufhalten kann.

„Ich bin sehr froh, dass wir uns nicht erst jetzt intensiv mit solchen Szenarien auseinandersetzen“, so Landrat Christoph Göbel. „Vieles von dem, was die Gutachter vorschlagen, konnten wir bereits anschaffen bzw. auf den Weg bringen. Das versetzt uns in eine vergleichsweise gute Lage. Dennoch müssen wir hier konzentriert und in enger Kooperation mit den Kommunen weiterarbeiten und die Strukturen ausbauen und professionalisieren.“ Der Kreisausschuss folgte dann auch einstimmig dem Vorschlag der Verwaltung, die Impactstudie im kommenden Jahr auf den kompletten Landkreis auszuweiten.

Vorbereitungen im Landratsamt
Das Landratsamt bereitet sich derweil weiter intensiv auf ein mögliches Blackout-Szenario vor. Schon vor längerer Zeit wurde ein Stab für außergewöhnliche Ereignisse eingerichtet, der sich ressortübergreifend intensiv mit den Auswirkungen eines Stromausfalls, aber auch anderer möglicher Schadensereignisse wie etwa eines großflächigen Cyberangriffs beschäftigt. Auch die Notstromversorgung wurde weiter ausgebaut, so dass die Behörde in ihren Kernbereichen arbeitsfähig bleibt. Darüber hinaus wurden Satellitentelefone und Satellitenfunkgeräte beschafft, die unter anderem bei einem Ausfall des Telefonnetzes die Kommunikation mit den Städten und Gemeinden, mit den Einsatzkräften der Gefahrenabwehr und mit anderen Behörden sicherstellen. Ein weiteres satellitengestütztes Kommunikationssystem ist derzeit in Vorbereitung. Auch sind Planungen im Gange, wie eine Treibstoffversorgung für lebensnotwendige Bereiche sichergestellt werden kann, wenn das Tankstellennetz ausfällt.

Der Schwerpunkt der Gefahrenabwehr liegt sowohl aufgrund der gesetzlichen Zuständigkeit als auch aus praktischen Erwägungen, wie räumlicher Nähe, Ortskenntnis oder der schnelleren Erreichbarkeit für die Bürger, bei den Städten und Gemeinden. Die Vorsorge im Bereich der kritischen Infrastruktur ist Aufgabe der jeweiligen Betreiber. Das gilt auch für Einrichtungen wie Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime.

Empfehlungen für die Bürgerinnen und Bürger
Auch bei noch so guter Vorsorge durch die Behörden, ein langanhaltender und flächendeckender Stromausfall wäre immer mit erheblichen Einschränkungen für das öffentliche und private Leben verbunden. Diese Einschränkungen können nicht ausschließlich mittels Planungen und Vorsorge durch die öffentliche Hand kompensiert werden. Auch die Bürgerinnen und Bürger sollten für den Fall eines länger andauernden Stromausfalles vorsorgen, z.B. einen gewissen Nahrungs- und Getränkevorrat anlegen oder benötigte Medikamente für mehrere Tage bereithalten.

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